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Eine bunte Stadt?

in KULTUR von


Die Stadt könnte ruhig ein wenig bunter sein, findet der Sprayer und Designer Georg Dinstl. Ein Spaziergang zu seinen Lieblingsgraffiti im Annenviertel.

Es ist wie mit den Kubisten. Einst verschmäht, hängen die Werke von Picasso und Cézanne heute in den wichtigsten Museen der Welt. Dass Streetart allgemein und Graffiti im Speziellen von großen Teilen der Bevölkerung mehr als Ärgernis denn als Kunst wahrgenommen werden, liege vor allem an der Zeit. „Die ist einfach noch nicht reif“, so Georg Dinstl von der Agentur En Garde. Andernorts freilich sind Streetartists wie Banksy oder Shepard Fairey auch längst schon in den Galerien angekommen.

Der Designer und Mitbegründer von Permanent Unit kam schon früh in Berührung mit Streetart. Auf erste „Schmierereien“ folgte mit 17 der erste bezahlte Graffiti-Job. Mit der mittlerweile aufgelösten „Werbeagentur-Schrägstrich-Werkstatt“ Permanent Unit wurde das Gestalten von Räumen zu seinem Beruf. Während in der Agentur Designs für Red Bull und Völkl entstanden, gestaltete und bemalte er Innenräume und Hauswände. Mittel der Wahl war oft die Spraydose.

„Eine Menge Leute würden unsere Stadt gerne bunter sehen“, versichert er. Gleichzeitig rüsten sich die Behörden und gehen immer rigoroser gegen Sprayer vor. Die Verfolgung der Delikte sei in der „Provinzstadt“ Graz für die Behörden sehr einfach. Es folgen oft Präventivstrafen – was bleibt, sei jedoch der Reiz am Verbotenen. Gleichzeitig gibt es kaum Möglichkeiten zur legalen Ausübung der Kunst. Der Weg in die Professionalität bleibe einigen wenigen vorbehalten. Eine legale Sprühfläche gibt es lediglich im Josef-Huber-Park. Hier muss der Künstler allerdings damit rechnen, dass das Werk nach kurzer Zeit übermalt wird.

"Der Wal", Dominikanergasse
„Der Wal“, Dominikanergasse

„Street Art bedeutet immer auch umzudenken und sich einen Raum anders vorzustellen, sich einzulassen.“ Im Annenviertel schätzt Georg Dinstl besonders „den Wal“ in der Dominikanergasse. Dieses legale Graffito ist auf  Initiative des Grazer Kinderparlaments im Rahmen eines Workshops mit Permanent Unit durch die Kinder selbst entstanden.

Viel zu entdecken gibt es gerade rund um den Lendplatz. Einiges davon geht auf die Initiative von Permanent Unit zurück. So  gestaltete Georg Dinstl 2010 im Rahmen des Lendwirbels die Tore des Feuerwehrgebäudes, und „Yoga John“, ein hauswandgroßer Bär in der Fellingergasse wacht schon seit dem Lendwirbel 2008 über die Bewohner des Annenviertels. Typografisch gestaltet präsentiert sich eine Häuserwand direkt neben dem Studio von En Garde.

Feuergebäude, Lendplatz
Feuergebäude, Lendplatz

Auch am anderen Murufer hat Dinstl Sehenswertes geortet. Ausgesprochen mysteriös mutet der Soldat in der winzigen Pomeranzengasse am Hauptplatz an. Eine Message ist nicht erkennbar. Doch das sei nicht immer Sinn und Zweck. Street Art, das ist zwar immer „Intervention im öffentlichen Raum“, es stehe jedoch mal mehr eine Botschaft, mal der ästhetische Aspekt im Vordergrund. Die Inszenierung des Künstlers selbst spielt jedoch immer eine Rolle.

Wand gegenüber der Agentur En Garde, Lendplatz
Wand gegenüber der Agentur En Garde, Lendplatz
Yoga John, Fellingergasse
Yoga John, Fellingergasse
"Soldat", Pomeranzengasse
„Soldat“, Pomeranzengasse

 

Lust bekommen, selbst tätig zu werden? Mit dem Scrawl gibt es im Viertel auch ein auf Graffiti-Bedarf spezialisiertes Geschäft.

Angelika Golser war für die Annenpost schon im November auf Spurensuche im Annenviertel.

Kurz geschorenes Haar, stets ein freundliches Lächeln im Gesicht und, wenn er seine Hornbrille aufsetzt, ein Styling, welches an das eines Hipsters erinnert - auch wenn er diesen Vergleich sofort mit einem skeptischen Blick abstraft. Das ist Andreas Eymannsberger. Der gebürtige Oberösterreicher und ehemalige Student der Rechtswissenschaften ist so etwas wie Everybody´s Darling: Mit seiner Art versprüht er überall gute Laune und hilft, wo und wann immer er kann. Andreas ist außerdem ein toller Gesprächspartner, auch wenn da einer seiner Ticks zum Vorschein kommt: Er liebt es, die Sätze anderer Leute zu beenden. Aber auch nur, weil er die Ansicht vertritt, seinem Gegenüber damit einen Gefallen zu tun. In seiner Freizeit spielt er Klavier, Bass und Gitarre, reist quer durch die Welt und schießt dabei ein atemberaubendes Landschafts- oder Bandfoto nach dem anderen. Was uns auch zu seinem Traumjob bringt: Fotojournalist zu werden, das ist sein großes Ziel.

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