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Freitag-Nacht im Annenviertel

in VIERTEL(ER)LEBEN von

Eine Stunde unter Nachtschwärmern: Was die Menschen in einer Freitag-Nacht im Annenviertel treiben, woher sie kommen, wohin sie gehen, welche Tipps sie für andere Drahrer haben. Ein Stelldichein mit Josef, Besuchern aus Wien und Leuten, die trotz später Stunde noch gut aussehen.

Es ist 1:45 Uhr, an der Ecke Annenstraße/Elisabethinergasse ist viel junges Volk unterwegs. Einige warten an der Station gegenüber des Annenhofkinos auf das Nightshuttle. Zwei Herren im Anzug schleppen sich, miteinander diskutierend, zum Bankomaten. Nach erfolgreicher Abhebung  meint Benni, dass sie gerade von den Kammersälen kommen. „Dort war ein Ball, wie man merkt. Ich komm´ aber nicht aus Graz, wie man merkt. Und wohin wir jetzt weitergehen, weiß ich auch noch nicht, ich kenn mich hier überhaupt nicht aus.“ Nachdem Benni sich nach dem örtlichen Pendant von St. Pauli erkundigt hat,  ziehen die beiden freudig Richtung Südtirolerplatz von dannen.

Johannes, Minerva, Matthias und Natascha aus Wien

2:00 Uhr. Auffällig viele Nicht-Grazer sind unterwegs, unter anderem  Johannes, Matthias, Natascha und Minerva. Die Vier kommen aus Wien und waren bei einem Konzert in der Postgarage. „Eigentlich würden wir jetzt gern noch woanders hingehen, aber wir haben nichts gefunden und kennen uns auch nicht aus.“ Dennoch fanden sie das Immervoll und spielten dort Billard. „Das war recht nett. Graz ist schon leiwand“, findet Johannes.

2:15 Uhr, Lendplatz. Der Würstelstand ist gut besucht, es werden Hot Dogs, Burger und Getränke konsumiert. An der Ecke Volksgartenstraße/Lendplatz meint ein Nachtschwärmer: Josef. Ich bin der Josef. Mein Lieblingslokal hier? Keine Ahnung. Ich komm‘ vom Sub. Das ist eine Gemeinschaft, sozusagen.“ Nach dieser eher kryptischen Botschaft eilt Josef Richtung Volksgarten davon.

Kataryna und Kinga waren vom nächtlichen Flair im Annenviertel sehr angetan.

2:20 Uhr, Ecke Ökonomiegasse/Mariahilferstraße.  Kataryna, Kinga und Justyna, die für Workshops an der Technischen Universität extra aus Polen nach Graz kamen, schwärmen von der nächtlichen Idylle. „Graz ist eine liebenswerte Stadt, sehr friedlich und vor allem sehr sauber. Zudem fühlt man sich hier sehr sicher.“ Während zahlreiche Besucher aus dem Brot und Spiele sowie aus dem gegenüber liegenden Jazzkelller Miles strömen, fügt Justyna hinzu: „Es sind so viele Leute auf der Straße unterwegs. Das ist wirklich fein.

2:30 Uhr, Mariahilferstraße. Horst und Christian wollen ins Centraal, das sperrt aber gerade zu. Der Kellner lächelt entschuldigend, während er die Tür verschließt. „Wir sind hier, weil wir Durst verspüren. Eigentlich ist es ziemlich egal, wohin wir gehen“, sagt Horst, Christian nickt zustimmend. So egal war es den beiden offensichtlich doch nicht, denn sie gehen Richtung Mariahilferplatz weiter.

Der Kellner, der im Hintergrund aus dem Centraal lächelt, ist auf diesem Foto nicht zu sehen.

2:40 Uhr, zurück in der Annenstraße. Noch immer sind zahlreiche Nachtschwärmer unterwegs, wenn auch weniger als eine Stunde zuvor. Immer mehr Taxis schleichen auf der Jagd nach Fahrgästen im Schritttempo dahin. Tristan ist zu Fuß unterwegs, er kommt direkt vom Kulturzentrum Niesenberger. Mit dem heutigen Programm ist er recht zufrieden, der Club gefällt ihm trotz der hohen Preise sehr. „Hin und wieder spielen da hochkarätige DJs, die ich sehen will.“ Flair habe das Annenviertel auf alle Fälle. „Hier ist es besser als im Univiertel. Im Gegensatz zum Univiertel hat sogar ein Steinbruch mehr Flair“, schmunzelt er, „aber das Annenviertel ist ausbaufähig.“

3:00 Uhr, Hauptbahnhof. Zeitungsausträger finden sich an Straßenecken zusammen, rauchen Zigaretten und beginnen, dicke Zeitungspakete untereinander zu verteilen. Die Keplerstraße ist  menschenleer, an der Ecke Lendplatz verlassen zwei Frauen und ein Mann im heftigen Streit ein Lokal. Nachdem der Mann sich immer mehr in Unflätigkeiten ergeht, flüchten die beiden Frauen in ein Taxi, eine durch wildes Gestikulieren verloren gegangene Haube bleibt beim Eingang zu einem Lokal liegen.

Michael, der im Text zwar keinen Platz fand, bleibt trotzdem der „Ridiculously Photogenic Guy“ aus der Annenstraße.

Text: Maximilian Tonsern, Fotografin: Stephanie Schiller

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