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Büchertausch für Leseratten

in VIERTEL(ER)LEBEN von

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde so ziemlich alles gebraucht. Und auch gebraucht gekauft. Es war die Blütezeit der Altwarenhändler. Heute sind die meisten dieser Geschäfte wieder verschwunden, aber das Altwarengeschäft Volksgartenstraße 7 gibt es noch immer. Ein richtiges Altwarengeschäft ist es aber nicht mehr, heute werden dort Bücher und Romanhefte getauscht!

von Andreas Leitner

 

Das Altwarengeschäft Volksgartenstraße 7 verkauft schon lange keine Öfen und Tische mehr. Diese Zeiten sind vorbei.  Heute steht auf der der Glasscheibe der Auslage „Ein- und Verkauf, Romane, Tausch“, dahinter stapeln sich alte Klassiker, Krimis und Romanhefte. „Die Leute haben halt immer öfter ihre Bücher und Hefterl gebracht, da hat sich das Ganze so ergeben!“ sagt Renate Pump, die das Geschäft vor rund 30 Jahren von ihrem Vater übernommen hat.

Die unscheinbare Fassade des Altwarenladens in der Volksgartenstraße

 

Sie ist mittlerweile schon in Pension, aber halbtags hält sie den Laden mit Hilfe ihrer Tochter Alexandra noch immer geöffnet. „Solange ich die Unkosten bezahlen kann, mach ich noch weiter. Es geht ja nicht ums Geld, es kommen liebe Leute und die sagen auch, ich soll nicht aufhören!“ Es stört sie aber schon, dass sie trotz Pensionierung den vollen Sozialversicherungsbeitrag bezahlen muss.

 

Neue Straße, neues Glück?

Laufkundschaft gibt es in der Volksgartenstraße schon lange nicht mehr, aber anders als viele ihrer Kollegen in der Annenstraße sieht Pump die Ursache der rückgängigen Verkaufszahlen nicht am Niedergang der Straße selbst, sondern vielmehr in der massenhaften Verbreitung von Computer und Fernseher. „Aber das ist heute die Zeit, früher wurde halt noch mehr gelesen.“ Vielleicht auch aus diesem Grund ist der Großteil ihrer Kundschaft von eher betagter Art. „Die Älteren wollen am Abend was lesen, das sich auch leicht in Händen halten lässt!“, weiß die Pensionistin auch aus eigener Erfahrung.

Und dass es so etwas in der Volksgartenstraße zu Kaufen oder zu Tauschen gibt, spricht sich auch herum. „Ich habe fast nur Stammkunden, und die erzählen das ja auch weiter!“ Ohne diese Mundpropaganda, glaubt die Pensionistin, hätte sie wohl schon lange zusperren müssen.

Auch junge LeserInnen können hier etwas finden.

 

Sie glaubt auch nicht, dass eine einfache Neugestaltung der Annenstraße genügt, um wieder die Fußgängerfrequenz von früher in die Straße zu holen. „Die ganzen schönen Geschäfte sind ja weg, es gibt ja nur mehr Kleidung, Taschen und Schuhe!“

Die Leute werden wohl weiterhin in die Shoppingcenter ausweichen, wo sie unabhängig vom Wetter sind und auch Parken können. Für Frau Pump ist das allerdings nichts, denn zum einen mag sie die frische Luft wenn sie ein Geschäft verlässt, zum anderen hat sie ja noch ihr eigenes zu führen.

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2 Comments

  1. Sehr geehrte Damen und Herren!

    Wir hätten einiges an Romanen von Silvia-Roman, Arztromane usw., würden sie diese auch kaufen oder nur tauschen?

    Mit freundlichen Grüßen

    Seemayer

    • Ob Frau Pump Bücher auch ankauft, hängt in erster Linie von den Büchern, sowie ihrem momentanen Bestand ab, am besten rufen Sie in der Romantauschbörse (0316/713 716) an, oder schauen Sie schauen einfach einmal vorbei!

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