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Licht und Schatten beim Lendwirbel-Finale

in KULTUR von

Auch am letzten Tag des Lendwirbels war annenpost.at wieder live dabei. Allerdings brauchte der Lend eine Weile, um am Nachmittag dann doch noch ein wenig ins Wirbeln zu kommen.

Von Klaus Knittelfelder

Sonntagvormittag, der prognostizierte Regen ist ausgeblieben und die Chancen stehen gut, einen würdigen Schlusspunkt des Lendwirbels zu erleben. Erste angepeilte Station: Ball über die Schnur-Spektakel. Insgeheim hoffe ich sogar, die eine oder andere Partie des in den letzten Jahren etwas in Vergessenheit geratenen Kinderspiels absolvieren zu können. Fehlanzeige. Keine Spur von einer Schnur.

Ich versuche meine Enttäuschung zu verbergen und begebe mich in Richtung Triumphbogen und Kinder-Yoga am Mariahilferplatz. Bin ich hier wohl richtig? Vor meinem geistigen Auge wirbeln Strohballen im Western-Stil den Platz entlang. Kein Mensch hier! Die Zwölfuhr-Glocken ertönen, außer mir hört es nur keiner. Offensichtlich sind noch nicht alle Muttertags-Frühstücke zu Ende. Unglücklicherweise ist auch die Festival-Zentrale am Hier-ist-Platz nicht besetzt, mir kann also niemand helfen. Dumm gelaufen.

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Ein Blick ins menschenleere Lendwirbel Büro

Trotz Moos nix los

Abermals werfe ich einen Blick in das Programm, da wird mir auf einmal alles klar. Der Lend ist angesichts des gestrigen Abendprogramms noch im Tiefschlaf! Da wurde gestern mancherorts wohl etwas zu heftig gewirbelt.

So, nun müssen also die Permanent-Projekte in die Bresche springen. Auf einer Tafel am Lendplatz mit der Inschrift „Bevor ich sterbe“ soll jeder Passant dokumentieren, was er oder sie in diesem Leben noch unbedingt machen will. Ich schnapp mir eine Kreide und kritzle etwas, das ich an dieser Stelle leider für mich behalten muss, darauf. Frage bleibt eigentlich nur eine offen: wer ist diese Tara, die einige Leute vor ihrem Tod unbedingt noch küssen wollen?

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Große Pläne auf einer kleinen Fassade…

Faktum aber ist, dass der Lend an diesem Vormittag wie ausgestorben ist. Ein Projekt bringt es mithilfe eines Widerspruchs auf den Punkt: „Ohne Moos nix los“ liest man in Lettern aus Moos gegenüber vom Kunsthaus. An diesem Tag aber war lange Zeit, so Leid es mir tut, trotz Moos nix los.

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Moos war ja da – los aber trotzdem nichts…

Ivan LendL lässt die Puppen tanzen

Nachdem ich meine Muttertags-Pflichten in Mindestzeit erfüllt habe, gebe ich dem Lendwirbel um 14 Uhr noch eine Chance. Und siehe da, es wird gewirbelt. Am Hier-ist-Platz wird Jung und Alt beim Puppentheater von „Spielend“ einiges geboten.

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Polizeipferd, Ivand LendL und Co. in Action

In der kinderfreundlichen und amüsanten Geschichte vom gestohlenen Kunsthaus kommt natürlich auch die obligatorische Sozialkritik nicht zu kurz. So haben auch faule, nichtsnutzige Polizisten und der für die Puppen beängstigende HC Strache eine Nebenrolle. Denn für ein Kennenlernen der elterlichen Feinde ist es nie zu früh, oder?

Nach der Vorstellung wollte ich von Organisator Gernot Reisenhofer wissen, wie er und sein Team auf die Idee kamen, am Lendwirbel die Puppen tanzen zu lassen.


Auch erwachsene Besucher kamen aufgrund einiger versteckter Pointen auf ihre Kosten. Die „Hauptpuppe“ Ivan LendL ist durchaus stolz aus „seinen“ Text.

Ivan LendL verrät mir anschließend auch noch, wie er zu seinem Namen kam.

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Die stolze Crew nach gelungener Vorstellung

Slackliner als Publikumsmagnet

Jeder kennt Kirchtürme, und viele kennen Slacklines. Die Kombination dieser beiden Sachen aber raubt an diesem Tag so manch einem Zuschauer den Atem. „Um Gottes Willen, mir wird ganz schlecht wenn ich da zuschaue“, bringt eine es eine Frau neben mir auf den Punkt.

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Wie klein man doch in derartiger Höhe wirkt…

Vom einen Turm der Mariahilferkirche tänzelt ein Waghalsige junger Mann zum anderen. Zum ersten Mal an diesem Tag sind mehr als drei Leute am Mariahilferplatz anzutreffen, die den Slackliner auch mit Standing Ovations feiern.

Darauf aber folgt wieder eine kleine Enttäuschung, denn vom Geschmacksknospencheck ist leider nichts zu sehen, bzw. zu schmecken. So lasse ich meinen Ausflug mit dem sogenannten „Ohrenschmaus“ im Innenhof der Minoriten ausklingen. Ein über 20 Mann starkes Orchester zeigt vor etwa genauso vielen Leuten im Publikum ihr Können auf Fagott, Tamtam Trompeten, Geigen und anderen Instrumenten. „Bei einer derartigen Kulisse werde ich fast nervös“, witzelt ein Musiker. Die Verzögerung des Konzerts um eine knappe Stunde aufgrund einer anderen Musikveranstaltung in der Kirche trug anschließend wohl auch nicht gerade zur Freude der Musiker bei.

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Den Ohrenschmaus wollten leider nur wenige Wirbler genießen

Fazit des Lendwirbel-Finales: Auf viel Schatten und Katerstimmung am Anfang folgte schließlich eine gehörige Portion Licht am Ende eines durchaus gelungenen Festivals. Bis zum nächsten Jahr, Lendwirbler!

 

 

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